In der Welt der Slow Fashion begegnen Sie vielen neuen Begriffen, und wenn Sie einmal angefangen haben, sich dafür zu interessieren, wie Sie ethisch und umweltfreundlich einkaufen, können Sie sich in diesen Begriffen leicht verlieren. Wir haben für Sie eine übersichtliche Anleitung zusammengestellt, die Sie durch die Welt der nachhaltigen Mode führt.
Was ist Slow Fashion oder „entschleunigte“ Mode?
Vereinfacht gesagt, handelt es sich um das Gegenteil von Fast Fashion (schneller Mode). Fast Fashion ist ein Begriff, der billig erzeugte Bekleidung bezeichnet, die schnell umgeschlagen wird und deren Produktion häufig Kinderarbeit einschließt und die Umwelt ruiniert. Häufig wird sie aus Stoffen hergestellt, bei denen damit gerechnet wird, dass die Kleidungsstücke nur wenige Male getragen werden, weil für die nächste Saison neue Kleidung gekauft wird.
Als Fast Fashion Mode werden alle Geschäftsketten angesehen, die immer neue Kollektionen auf den Markt bringen, um den sich ständig ändernden Trends nachzukommen. Die Modeindustrie schafft so einen unendlichen, toxischen Kreislauf überflüssiger Produktion und zwingt Menschen, immer größere Menge weniger gute Ware zu kaufen. Das ruiniert die Umwelt, unterstützt Kinderarbeit und zwingt Menschen, für jährlich für unzählige Bekleidungsstücke Geld auszugeben.
Demgegenüber konzentriert sich Slow Fashion auf erstklassige Materialien, die unter fairen Bedingungen und mit Rücksicht auf die Natur hergestellt wurden. Slow Fashion ist ethisch, und zu ihrer Herstellung wird keine Kinderarbeit verwendet. Häufig wird sie vor Ort produziert, um die Umwelt auch unter dem Gesichtspunkt der Logistik zu schonen.
Slow Fashion kopiert keine Trends, sondern schafft Bekleidungsstücke, die bereits in der Vergangenheit schick waren, die heute schick sind und wahrscheinlich auch in einigen Jahrzehnten noch schick sein werden. Sie entwirft Bekleidungsstücke, die jahrelang in Ihrer Garderobe bleiben.
Was ist nachhaltige Mode?
Nachhaltige Mode ist solche Mode, die mit Rücksicht auf die Natur hergestellt wird. Zur Produktion werden Materialien verwendet, die die Natur schonen. Das schließt den Anbau und die Verarbeitung des textilen Rohstoffs ein, aber auch die Robustheit des Stoffs beim Tragen und seinen Pflegebedarf (das Waschen).
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Wie viel Wasser verbraucht die Modeindustrie?
Gerade Wasser ist eines der größten Probleme der modernen Industrie. Die Modeindustrie verbraucht 79 Milliarden Kubikmeter jährlich, womit sie der drittgrößte Verbraucher weltweit ist. Um Ihnen davon eine Vorstellung zu vermitteln: Das ist der jährliche Wasserverbrauch von 110 Millionen Menschen auf der Welt. Wenn die Modeindustrie ihr derzeitiges Tempo beibehält, wird sie ihren Wasserverbrauch bis 2030 verdoppeln. Die Abnahme des Trinkwassers ist nicht nur eine riesige Belastung für unseren Planeten, sondern auch für die Menschheit.
Baumwollstoffe sind das größte Problem der Modeindustrie
Ein großes Problem sind Baumwollstoffe, die die dritthäufigste verwendete Textilie weltweit sind. Für die Erzeugung eines Kilogramms unverarbeiteter Baumwolle sind heute 10 000 Liter Wasser nötig. Für die Verarbeitung der Baumwolle werden weitere 100 - 150 Liter Wasser benötigt. Leider ist es nicht nur der Wasserverbrauch, der die Umwelt bei der Baumwollherstellung belastet. Üblich wird beim Anbau von Baumwolle auch eine große Menge an Pestiziden und Chemikalien verwendet. Auf den Anbau von Baumwolle entfallen auch bis zu 16 % der weltweit verbrauchten Insektizide.
Was sind die nachhaltigsten Materialien?
Bei der Auswahl des Materials ist nicht nur darauf zu achten, wie die Rohstoffe für die Produktion gewonnen werden, sondern auch wie viel Wasser für ihre Verarbeitung verbraucht wird und welchen Aufwand die Pflege des fertigen Stoffs verlangt.
Es gibt Stoffe, die einen selbstreinigenden Effekt haben und aus denen sich auch hartnäckige Flecken bei niedrigen Temperaturen auswaschen lassen. Interessant sind Materialien mit antibakteriellen Eigenschaften, die Geruch entgegenwirken und aus diesem Grund länger getragen werden können.
Leinen
Im Sommer kühlt es und im Winter wärmt es. Es ist dauerhafter und robuster als Baumwolle und wirkt antiseptisch. Leinen wurde auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik laut archäologischen Funden bereits in der Steinzeit verwendet. Leider ist es im letzten Jahrhundert in Vergessenheit geraten. Der Vorteil von Leinen ist, dass zu seiner Herstellung ein Minimum an Wasser und Pestiziden notwendig ist.
Bio-Hanf
Stoffe aus Hanf absorbieren Schweiß ausgezeichnet, bleiben aber gleichzeitig luftdurchlässig. Insgesamt zeichnet sich die Hanffaser durch Robustheit und lange Lebensdauer aus, die andere natürliche Fasern übertrifft. Ebenso wie im Falle von Leinen verlangt Hand ein Minimum an Wasser und gehört daher zu den nachhaltigsten natürlichen Materialien.
Biobaumwolle und recycelte Baumwolle
Baumwolle gehört zu den meistverwendeten Textilien auf der Welt, und leider ist zu ihrer Herstellung eine große Menge an Wasser und Pestiziden notwendig. In den letzten Jahren haben sich daher viele Baumwollzüchter bemüht, auf einen nachhaltigen Baumwollanbau überzugehen, der frei von Pestiziden und weiteren Chemikalien ist, die sonst üblich bei der Baumwollproduktion verwendet werden. Wenn Sie sich Baumwollkleidung kaufen, empfehlen wir zu kontrollieren, ob sie das Zertifikat Global Organic Textile Standard (GOTS) hat. GOTS bestätigt, dass die gesamte Produktionskette der Baumwolle im Hinblick auf die Natur und unter fairen sozialen Bedingungen erfolgte.
Tencel (Lyocell)
Tencel ist eine Viskoseart, die aus zerkleinerten Holzfasern (Cellulose-Regenerat) hergestellt wird. Im Unterschied zu klassischer Viskose ist die Lyocellfaser robuster, fester, aber auch sehr saugfähig (50 % saugfähiger als Baumwolle), und sie knittert nicht. Ebenso wie Leinen kühlt Tencel im Sommer und wärmt im Winter. Tencel sollte korrekterweise keinerlei chemische Stoffe enthalten.
Piñatex
In der Tschechischen Republik ist Piñatex noch nicht allzu bekannt, aber es handelt sich um eine vegane Lederalternative, die aus Ananasblättern hergestellt wird.
Econyl
Ein weiteres recyceltes Material, das hinsichtlich der Bekleidungsindustrie sehr interessant ist, ist Econyl. Es handelt sich um eine Nylonart, die ausschließlich aus Abfällen hergestellt wird, wie zum Beispiel aus Fischernetzen, Teppichen und anderen festen Textilien. Die Herstellung von Econyl erfolgt mithilfe chemisch-physikalischer Prozesse, einschl. Depolymerisation, Aufspaltung der Bestandteile und der erneuten Generierung von Polyamid. Dank dessen erhalten wir eine erstklassige ökologische Polyamidfaser mit allen Eigenschaften des klassischen Polyamids (Nylons).
Wie schonen mit Nanotechnologien aufgewertete Materialien die Natur?
Als nachhaltige Materialien werden auch Nanomaterialien bzw. Materialien, die durch Nanotechnologien aufgewertet werden und eine hydrophobe Oberfläche haben, angesehen. Diese hindert Schmutz daran, tief in die Struktur einzudringen, wodurch ein Easy-Care-Effekt entsteht. Daher wird für ihre Pflege ein Minimum an Wasser und Detergenzien verbraucht.
Sind Materialien mit Nanosilberpartikeln umweltfreundlich?
Die Verwendung von Nanopartikeln in Kleidung wird immer populärer. Am häufigsten werden Nanosilberpartikel verwendet, die einen antibakteriellen und geruchsmildernden Effekt haben. Nanosilberpartikel in Textilien deaktivieren die Bakterien, die für den Geruch beim Schwitzen verantwortlich sind.
Dank dieser Eigenschaften muss Kleidung mit Nanosilberpartikeln nicht so häufig gewaschen werden, und es kommt zur Verringerung des Wasserverbrauchs. Es wird aber viel darüber diskutiert, dass Nanopartikel beim Waschen ins Wasser freigesetzt werden können. Zum Glück gibt es bereits Materialien, bei denen die Nanosilberpartikel fest in der Textilie verankert sind. Aus diesem Grund werden sie nicht ausgewaschen, und das Material behält langfristig seine Eigenschaften. Man muss sich auch bewusst machen, dass Nanosilberpartikel üblich in der Natur vorkommen.
Wie beginnt man mit dem Kauf nachhaltiger Kleidung?
Am wichtigsten ist die Einstellung zur Bekleidung selbst. Jeder möchte sich schick kleiden. Die meisten sind sich aber nicht bewusst, dass man noch lange nicht gut gekleidet ist, wenn man sich sämtliche Kleidung kauft, die gerade im Trend liegt. Einen guten Stil zu haben, bedeutet, Kleidung auszuwählen, bei der Sie sich auch in 20 Jahren beim Betrachten von Fotos sagen, dass sie gut ausgesehen hat. Das heißt nicht, dass Sie sich nicht gelegentlich ein trendiges Stück kaufen sollten, aber modische Eintagsfliegen sollten ganz sicher nicht die Grundlage Ihrer Garderobe bilden.
1) Stellen Sie sich eine Capsule Wardrobe zusammen
Eine Capsule Wardrobe oder Kapsel-Garderobe ist eine Garderobe, in der Sie Kleidungsstücke zusammengestellt haben, die sich leicht miteinander kombinieren lassen, so dass Sie das passende Outfit für jede Gelegenheit daraus zusammenstellen können. Grundlage sind erstklassige Materialien und Schnitte, die nicht aus der Mode kommen.
In Ihrer Garderobe sollten Sie einfarbige Basic-Shirts, dunkle und helle Hosen (Jeans und elegante Stoffhosen), ein hervorragend sitzendes Kostüm oder einen Anzug oder ein leicht zu kombinierendes schwarzes Kleid haben. In eine Capsule Wardrobe gehören ein Trenchcoat und auch eine Lederjacke. Grundlage der Garderobe sind dann weiße Sneaker und elegante Schuhe (Pumps, Lederstiefel oder Herrenhalbschuhe).
2) Investieren Sie in hochwertige Bekleidung
Früher war es normal, für einen guten Mantel, schöne Kleider oder gute Schuhe zu sparen. Heute haben Menschen in der Überflutung durch den Konsum aufgehört, hochwertige Sachen zu schätzen, und es kommt ihnen normal vor, ein Shirt für 20 Euro oder weniger zu kaufen, das bereits nach einer Saison kaputt geht.
Wenn Sie aber wirklich nachhaltig, minimalistisch und schick leben möchten, dann schauen Sie sich nach lokalen Designern um und beginnen Sie, in erstklassige Bekleidung zu investieren.
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Sie müssen nicht gleich zehn Kleider, Shirts und Hosen kaufen. Ein erstklassiges Shirt kann auch einige -zig oder Hundert Euro kosten, und Kleider von tschechischen Designern bis zu 500 Euro, aber es sind Bekleidungsstücke, die Sie Ihr Leben lang haben werden. Wenn Ihr Budget kleiner ist, schauen Sie sich nach Kleidern um, die man auf mehrere Arten binden kann. Auf diese Weise erhalten Sie gleich mehrere Outfits!
3) Kaufen Sie Kleidung aus zweiter Hand
Viele Leute kaufen sich mehr Kleidung, als sie abtragen können. Daher kann man schöne, fast ungetragene Kleidung für wenige Euros kaufen. Sie können Second-Hand-Laden besuchen oder direkt auf Vinted von Leuten kaufen. Ware aus zweiter Hand ist gerade dann ideal, wenn sie modische Einzelstückchen suchen, um Ihre Garderobe aufzupeppen.
4) Kaufen Sie nur, was Sie wirklich brauchen
Noch vor 30 Jahren haben die Leute nur wenige Male im Jahr Kleidung gekauft, wenn etwas kaputt gegangen ist oder ihnen zu klein geworden ist. Aber dann hat sich etwas grundlegend geändert. Aus notwendigen Einkäufen wurde ein Sport – wir gehen shoppen. Viele machen heute häufig Ausflüge nach Paris, Prag oder Berlin, die nur ein Ziel haben: Shopping. Aus dem Einkaufen wurde ein Hobby. Moderne Marken füttern dieses Hobby mit immer neuen Kollektionen und Trends, was nicht nur die Natur zugrunde richtet, sondern auch Kinderarbeit fördert.
Wenn Sie sich also Kleidung kaufen möchten oder müssen, kaufen Sie mit Verstand und nur das ein, was Sie wirklich brauchen. Meiden Sie große Shoppingzentren, in die man häufig mit der Absicht fährt, nur eine Sache zu kaufen, die man aber mit mehreren Taschen voller Kleidung verlässt.
5) Unterstützen Sie lokale Marken und lokale Hersteller
Durch den Einkauf bei lokalen Produzenten unterstützen Sie nicht nur die tschechische Wirtschaft, sondern verringern gleichzeitig den ökologischen Fußabdruck, den Ihre Ware hinterlässt, und sie kämpfen auf diese Weise gegen Kinderarbeit.
Was ist die Fashion Revolution?
Fashion Revolution ist eine internationale Initiative, die der Gesellschaft bewusst machen möchte, wie die Modeindustrie funktioniert. Diese Initiative entstand in London in direkter Reaktion auf den Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch am 24. April 2013, bei dem 1130 Menschen umkamen und weitere 2500 verletzt wurden.
Zur Fashion Revolution gehören auf sozialen Netzwerken die Hashtags #whomademyclothes und #imadeyourclothes. Das Hashtag #whomademyclothes wurde vor allem 2016 verwendet, als 70 000 Menschen in der Welt die internationalen Bekleidungsmarken aufforderten zu zeigen, wer ihre Kleidung herstellt. Diese reagierten gerade mit dem Hashtag #imadeyourclothes.
Lucie Konečná bewegt sich seit 7 Jahren im Bereich Nanotechnologie, sie ist Mitbegründerin des Projekts „Tschechien ist Nano“ und arbeitet langfristig daran, Nanotechnologien ins allgemeine Bewusstsein zu heben. Seit Mai 2020 leitet sie den Betrieb des nanoSPACE-Onlineshops.